Impiâ peraulis (Worte anzünden) ist ein Zyklus von Gedichten aus dem Jahr 1980, geschrieben in einer individuell gefärbten Varietät des heimatlichen Ostfriulanischen, sozusagen einem traditionstreuen Idiolekt, begleitet von der italienischen Übersetzung des Autors selbst. Es ist eine leidenschaftliche, doch gänzlich unsentimentale Klage über den unaufhaltsamen Untergang der alten bäuerlichen Welt des Friaul mit ihrem Kosmos moralischer und ästhetischer Werte, den das schreckliche Erdbeben von 1976 noch beschleunigte.
Es ist die von jeglichem Heimatkitsch entfernte Resistenza eines organischen, bisweilen entmutigten, bisweilen zornigen Intellektuellen gegen die Folgen eines blindwütigen Nationalismus und die Entwicklung ökonomischer Gesetze, die mit ihrem irrationalen Konsumismus und der rücksichtslosen Homologisierung aller kulturellen und ethnischen Verschiedenheiten die Identität des Friaul und seiner unmittelbaren slowenischen Nachbarschaft bedroht und zerstört haben _ „Mein zerstörtes Land, besungen für Siege, die nicht die deinen waren / du, Land der Maisfelder, der Weingärten, der Villotte und der Liebe! / Ich wanke wie ein Schiffbrüchiger, den die Wellen gegen die Felsen schleudern, und du hast vergessen“.
Die viersprachige Neuauflage dieser kanonischen Gedichtsammlung entstand im Hinblick auf den 100. Geburtstag des Autors und das gemeinsame europäische Kulturjahr GO! 25 der lange durch eine willkürlich gezogene Grenze und den Eisernen Vorhang getrennten Städte Gorizia und Nova Gorica. Macor konnte die Verwirklichung seiner grenzüberschreitenden Mission nicht mehr erleben. Dieses Buch ist ein Dank an ihn.
Montag, 15. September 2025 Einlass 18h und Start 18:30
Hanuschgasse 3/4/1/1046, zweiter Hof, 1010 Wien
Wir freuen uns auf einen schönen und nachdenklichen Abend mit Dr. Renate Lunzer und Dr. Christian Prosl.
Im Anschluss gibt es Raum für persönliche Gespräche bei Wein, Wasser und Gebäck.
Doz. Mag. Dr. Renate Lunzer, geboren in _ Details folgen _ Universitätsdozentin am Institut für Romanistik der Universität Wien.
Dr. Christian Prosl, 1946 geboren in Eisenstadt, Jus- und Französischstudium in Wien, Postgraduate Studien am Institut de Hautes Etudes in Genf. 1973-77 Einsatz beim UN Entwicklungsprogramm UNDP (Burkina Faso, Ruanda). 1977 Eintritt in das BMeiA. Verwendungen in London, Washington, Wien. 1991-95 Generalkonsul in Los Angeles; Abteilungsleiter für West- und Nordeuropa, 1998-2002 Leiter der Rechts- und Konsularsektion. 2003-09 österreichischer Botschafter in Berlin, 2009-11 in Washington. Publikationen über Studentengeschichte und Außenpolitik.
Celso Macor, (1925 -1998), Sohn eines Bauern und Gastwirts im Friaul, war Journalist, Schriftsteller, Lyriker und ein politischer Mensch besonderer Art. Nicht nur mit seinem literarischen Oeuvre, sondern auch als langjähriger Pressechef der Stadt Görz und vielseitiger Publizist gehörte er zu den Pionieren der Annäherung und des Dialogs dreier Kulturen, der friulanisch-italienischen, der slowenischen und der deutschen, in einer von zwei Weltkriegen zerstückelten Grenzregion. Kompromisslose Verantwortungsethik und radikale Freimütigkeit des Denkens, Dichtens und Handelns prägte seine Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft dieses Landstrichs im Herzen Europas und mit den Geschicken seiner Leute, die nie zu den Herren der Geschichte gehörten, sondern die „Schläge auf den Buckel“ ertragen mussten.
Abgesehen von vielen Texten von landschaftsbezogenem und alpinistischem Interesse – Macor war ein erprobter Bergsteiger –, finden sich beträchtliche Teile seines Werks in I fucs di Belen (Die Feuer des Belenus), Brazzano (Gorizia) 1996, Identità e incontri, Brazzano1999, sowie in Trilogia Isontina hg. von Rienzo Pellegrini und Svualâ senza slaifs (= Fliegen ohne Fesseln), hg. von Gabriele Zanello, Udine 2018.
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