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62. St. Pöltner Literaturtagung _ FRIEDENS-VORSTELLUNGEN _ Literatur • Frieden • Bildung _ IÖK

28 November @ 19:00 - 30 November @ 13:00

FRIEDENS-VORSTELLUNGEN Literatur • Frieden • Bildung

Erst wenn wir friedlich sind, kommen die Steine ans Licht.
Margret Kreidl

Welche Vorstellungen machen wir uns vom Frieden? Wie beeinflusst das unser Verhalten? Wie stellen wir anderen den Frieden vor? Wie prägt das die Friedensbildung?

 

62. St. Pöltner Literaturtagung

Donnerstag, 28. November ab 19h
bis
Samstag, 30. November 2024 bis 13h

Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten / Niederösterreich

Tagungsgebühr Euro 200,- mit Unterkunft und Verpflegung
Regiebeitrag Euro 20,- bei Selbstversorgung

Informationen und Anmeldung:
Birgit Dörfl, Institut für Österreichkunde Tel./Fax: *43/1/512 79 32,
E-Mail: ioek.wirtschaftsgeschichte@univie.ac.at

 

 

PROGRAMM

Donnerstag, 28. 11. 2024 19h

WIE ÜBER DEN FRIEDEN REDEN?page1image33624128
Panel mit Teilnehmer:innen aus den Bereichen Bildung, Friedensforschung und Literatur:
Claudia Brunner – Karin Peschka – Agnes Stephenson

Wie über den Frieden reden, ihn lesen und leben, ihn darstellen und gestalten? Wie den Frieden imaginieren, ja wie Frieden machen? Zur Eröffnung skizzieren die Organisator:innen Fragen zu Frieden und Friedensbildung, die durch die Tagung leiten und Facetten eines widerspruchsreichen und prozesshaften Friedens vorstellbar, sichtbar und besprechbar machen. Ziel ist, aus einer Frageposition heraus zu eruieren, wie Literatur und Kunst, Wissenschaft und Forschung, Schule und Deutschunterricht Beiträge für den Frieden gestalten können.

Werner Wintersteiner, pension. Univ.-Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Klagenfurt; Gründer des „Zentrums für Friedensforschung und Friedensbildung“ und im Leitungsteam des Masterlehrgangs Global Citizenship Education. Weitere Informationen siehe unter https://wernerwintersteiner.at/

Sabine Zelger, Hochschulprofessorin für Deutschdidaktik an der KPH Wien/Krems, habilitierte sich an der Universität Wien zu Politik der Fiktionen; lehrt und forscht zu Global Citizenship Education, Rassismuskritik und Ökonomische Bildung im Literaturunterricht. Weitere Informationen siehe unter https://www.germ.univie.ac.at/sabine-zelger/

Im Eröffnungspanel werden Fragen des Friedens diskutiert, die sich im Spannungsfeld der Forschung, Bildung und Kunst ergeben. Ausgangspunkt bildet das Statement der Autorin Karin Peschka: „Seit ich die Einladung zur Tagung erhalten habe, frage ich mich, ob es klug war, die Teilnahme zuzusagen. Die Zusage zwingt mich zum Nachdenken, das Nachdenken führt zum Hinterfragen lang bestehender Überzeugungen. Ich muss die Bequemlichkeit der fatalistisch-pessimistischen Gelassenheit aufgeben und herausfinden, ob ich diesen Kriegswurm, den ich in meinem Roman Dschomba erwähne, in mir trage, ohne je Krieg erlebt zu haben. Und dann? Was, wenn es so ist?“
Ganz praktisch ist mit diesen Fragen Agnes Stephenson konfrontiert, die sowohl mit VS-Kindern als auch mit angehenden Psychotherapeut*innen zu friedenspädagogischen Themen gearbeitet hat. Wie stellt sich die Verbindung zwischen Global Citizenship Education und Unbewusstem dar, wie steht es mit (Selbst-)Reflexionskompetenzen der Pädagog*innen in der Auseinandersetzung mit herausfordernden, schwierigen, belastenden Themen und/oder Reaktionen der Schüler*innen?
Eine dritte Stimme am Podium kommt aus der Wissenschaft, von Friedensforscherin Claudia Brunner. Wenn es um epistemische Gewalt und die Herrschaft der kolonialen Moderne geht, wird das Leben mit dem Frieden und dem Kriegswurm wohl noch um einige weitere Fragen ergänzt. All die Themen des ersten Panels dienen als Ausgangspunkt und Diskussionsbasis für Workshops und Gespräche der Tagung und werden entsprechend weiterentwickelt.

Die habilitierte Sozialwissenschaftlerin und Friedensforscherin Claudia Brunner forscht und lehrt seit 2010 am Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung (Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung) der Universität Klagenfurt. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Zusammenhängen zwischen Wissen(schaft) und Gewalt(freiheit), die sie aus feministischer, post- und dekolonialer Theorie betrachtet. Mehr zur Person und viele online zugängliche Texte sowie Audio- und Videobeiträge finden Sie auf www.epistemicviolence.info. Karin Peschka pendelt als freie Autorin zwischen den Welten, physisch (Großstadt/Kleinstadt) und literarischen: Bislang veröffentlichte sie im Otto Müller Verlag vier Romane, einen Erzählband und ein Theaterstück. Dazu kommt Lyrik, der Austausch mit Künstler/innen anderer Sparten und sprachliche Experimente. (https://peschka.at/about/)

Mag.a Agnes Stephenson MA – Psychoanalytische Pädagogin und Sonder- und Heilpädagogin, Master Global Citizenship Education, Dissertantin am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der AAU Klagenfurt, Univ.Ass.in am Department Psychotherapiewissenschaft der Sigmund Freud PrivatUniversität Linz. Forschungsschwerpunkte: Psychotherapie und Gesellschaft, Psychoanalytische Pädagogik, Global Citizenship Education; Tiefenhermeneutik

 

 

 

Freitag, 29. 11. 2024  9h

WIE DEN FRIEDEN LESEN / LEBEN?page2image33779072

9:00 – 10:30  Der literarische Frieden – Michael Baum

11:00 – 12:30  Lesung – Karin Peschkapage2image33781152 page2image33770336 page2image33779904page2image33768048

Der zweite Tag beginnt mit einem literarisch-historischen Rückblick. Michael Baum untersucht die Ansprachen Thomas Manns an deutsche Hörer*innen während des Zweiten Weltkriegs. Sie waren ein Versuch, die Blindheit der Deutschen, die er, bei aller Befremdnis, noch als Landsleute sieht, aufzuzeigen und aufzulösen.
Krieg, Gewalt, Fanatismus setzen Blindheit, selbst erzeugte Blindheit, voraus. Sprache ist Thomas Mann ein Mittel der Erkenntnis, indem er einerseits sehr konkret (und gut informiert) die Schrecken der Nazi-Barbarei aufzeigt und andererseits in dialektischer Denkbewegung die Wechselwirkung von Unrecht und Verdrängung schonungslos ausspricht. Diese Texte sind nicht nur politische Appelle, sondern Sprachkunstwerke als emphatische Anklagen. Die Rolle des Intellektuellen ist erkennbar eine andere als heute: Thomas Mann sprach als Repräsentant des anderen Deutschland. Im Vortrag wird auch die lange Vorgeschichte Manns als ehemaliger wilhelminischer Untertan und Kriegsbegeisterter des Ersten Weltkriegs eingegangen. Wenn auch die Causa Mann und alles, was damit zusammenhängt, nicht einfach mit der Gegenwart verglichen werden kann, so wird doch auch bei diesem Thema deutlich, wie der Krieg die Herrschaft über Gedanken und Worte übernimmt.

Prof. Dr. phil. Michael Baum. Arbeitsschwerpunkte: Literatur der Romantik und des 20. Jahrhunderts. Theorie der Literaturdidaktik. Pädagogische Hochschule Karlsruhe. Letztes Buch: Der Widerstand gegen Literatur (Transcript).

Wenn beim ersten Programmpunkt mit wissenschaftlichem Blick die Herrschaft des Krieges an der Sprache eines Autors rund um Nationalsozialismus und Krieg freigelegt wird, kommt danach die Literatur selbst zu Wort. Karin Peschka, Autorin mehrerer Romane mit feinstem Blick in österreichische Nachkriegsgeschichten, hat gerade den prozesshaften, unvollkommenen widerspruchsreichen Frieden in ihren Romanen Watschenmann und Dschomba literarisch ins Bild gesetzt. In einer Lesung aus verschiedenen ihrer Bücher kann das Überleben des „Kriegswurms“ ebenso gehört wie der Arbeit am Frieden gelauscht werden.

Karin Peschka pendelt als freie Autorin zwischen den Welten, physisch (Großstadt/Kleinstadt) und literarischen: Bislang veröffentlichte sie im Otto Müller Verlag vier Romane, einen Erzählband und ein Theaterstück. Dazu kommt Lyrik, der Austausch mit Künstler/innen anderer Sparten und sprachliche Experimente. https://peschka.at/about/

 

Freitag, 29. 11. 2024  Nachmittag und Abend

WIE DEN FRIEDEN DARSTELLEN UND GESTALTEN? Workshops

14:00 – 16.30

Workshop 1: Film(en) für den Frieden – Ulrich Kaufmann
Workshop 2: Der Frieden der Bilderbücher? – Stefanie Schwandner
Workshop 3: Die Sprache(n) des Friedens – Margret Kreidl
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17:00 – 18:00  Präsentation und Reflexion
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Abend 19:30

Lesung und Gespräch – Franz Schuh

Workshop 1 mit Ulrich Kaufmann: „Film(en) für den Frieden. Disziplinierung durch Dokumentation“
Der „Probebetrieb mit Bodycams für ÖBB-Zugbegleiter gestartet […] Die Aggression gehe laut Berichten des Personals zurück, wenn die Kamera aufgedreht werde […]“ (derstandard, 19. Dezember 2017, https://www.derstandard.at/story/2000070663966/probebetrieb-mit-bodycams-fuer-oebb- zugbegleiter-verspaetet-gestartet)
„Wenn das rote Licht blinkt…“ Immer öfters werden Videokameras zur Abschreckung verwendet. Aber nicht nur dafür, auch aus praktischen Gründen werden Diskussionen und Sitzungen aufgezeichnet. Was macht das mit uns? Inwieweit verändert es unsere Gesprächs- und Diskussionskultur, wenn wir wissen, dass alles aufgenommen und nachsehbar wird?
Die Teilnehmer*innen werden Kameras bekommen und entscheiden, wann sie den Aufnahmeknopf drücken, um damit Situationen zu beeinflussen. Experimente rund um den Einfluss permanent verfügbarer Videoaufnahmen auf unser Handeln.

Ulrich Kaufmann: „Ich sehe mich als eine Art Vermittler zwischen den Vorstellungen meiner Innenwelt und den Möglichkeiten, diese in der Außenwelt darzustellen.“
1974 in Feldkirchen in Kärnten geboren, ist Videokünstler und Filmemacher. Er arbeitet an experimentellen Filmen und unkonventionellen Projektionsformen für Theaterstücke, Performances, Räume und Objekte.

Workshop 2 mit Stefanie Schwandner: „Der Frieden der Bilderbücher?“
Im Workshop werden aktuelle literarische und Sachbilderbücher vorgestellt und ihre Potenziale für Friedensbildung ausgelotet. Zwei didaktische Konzepte – das Bilderbuchgespräch und Philosophieren mit Kindern im Literaturunterricht – bieten Anregungen, wie sie unter den Bedingungen heterogener Lerngruppen in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt werden können. Im zweiten praktischen Teil des Workshops gibt es viel Raum, die Bücher selbst zu erkunden und Ideen für die eigene Praxis zu entwickeln. Dabei kann es auch um Fragen wie die folgenden gehen:
Wie viel Krieg braucht es, um Frieden zu thematisieren? Welche didaktische Reduktion ist möglich/legitim/erforderlich?
Was tun, wenn Kinder (und Jugendliche) wenig differenzierte Meinungen mitbringen? Und was tun, wenn die Fronten verhärtet sind und die Konflikte in die Lernprozesse hineinwirken?

Stefanie Schwandner arbeitet als Universitätsassistentin (prädoc) und Dozentin im Bereich der Lehrer:innenaus-, -fort- und -weiterbildung. Forschungsschwerpunkte sind Lesedidaktik und KJL im Kontext Diskriminierungskritik und Global Citizenship Education.

Workshop 3 mit Margret Kreidl: Erst wenn wir friedlich sind, kommen die Steine ans Licht. Vom Gedichtfrieden und Helden mit Windeln

Wir sprechen über Frieden vor dem Hintergrund von Kriegen. Diesen Reim nehme ich im Schreiben auf. Kann ich eine Sprache des Friedens im Gedicht herstellen? Wie weit ist es von der Idylle zum falschen Frieden? Warum geht Heimat viral? Tragen Helden keine Windeln? Führt die Schwarze Null zum Krieg? Wer prügelt das Brot? Warum ist das Gras tot? Wie heißt der Gärtner mit der weißen Weste? Kommen die Steine ans Licht, wenn wir friedlich sind?

Ich möchte einen kleinen Einblick in meine Werkstatt geben und anhand von Gedichten mit den Workshop-Teilnehmer*innen über die (un)möglichen Sprachen des Friedens sprechen.

Margret Kreidl geboren 1964 in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Lehrbeauftragte am Max Reinhardt Seminar. Lyrik, Prosa, Theaterstücke und Hörspiele, Textinstallationen. Zuletzt: Dankbare Frauen. Komödie, Tel Aviv 2022. Mehr Frauen als Antworten. Gedichte mit Fußnoten, Edition Korrespondenzen, Wien 2023. http://www.literaturport.de/Margret.Kreidl/

Den Tag beschließt ein Gespräch von Werner Wintersteiner mit Franz Schuh, der auch Auszüge aus seinen jüngsten Essays zu den gegenwärtigen Kriegen und dem Umgang mit ihnen lesen wird.

Franz Schuh ist ein bekannter österreichischer Schriftsteller und Essayist. Sein Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik schloss er mit einer Dissertation über Hegel und die Logik der Praxis ab. Er ist kulturpolitisch tätig, arbeitet mit verschiedenen Rundfunkanstalten und Zeitungen und ist Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst Wien. Das neueste seiner zahlreichen Bücher trägt den Titel Ein Mann ohne Beschwerden. Über Ästhetik, Politik und Heilkunde (Zsolnay 2023).

 

Samstag, 30. 11. 2024  Vormittag

WIE DEN FRIEDEN IMAGINIEREN?

9:00 – 10:30

Global Peace Photo Award – Lois Lammerhuber

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11:00 – 13:00

Theater der Unterdrückten. Workshop mit Joschka Köck

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Abschluss

Am Samstag stellt der Fotograf und Publizist Lois Lammerhuber den von ihm ins Leben gerufenen Global Peace Photo Award vor.

Lois Lammerhuber ist ein weltweit renommierter Fotograf und zusammen mit seiner Frau Silvia Gründer und Leiter des Verlags Edition Lammerhuber. Bekannt wurde er als einer der meist beschäftigten GEO-Fotografen. Lange Zeit war er für den Österreich-Teil des Magazins
GEO redaktionell und fotografisch verantwortlich. Seine Fotos sind international publiziert und mit internationalen Auszeichnungen prämiert. 2013 riefen Edition Lammerhuber und Photographische Gesellschaft den „Alfred Fried Photography Award“ ins Leben, der für das weltbeste Foto zum Thema Frieden vergeben wird und gemeinsam mit UNESCO, dem Österreichischen Parlament, der Vereinigung der Parlamentsjournalistinnen und -journalisten sowie dem International Press Institute (IPI) ausgelobt wird. https://edition.lammerhuber.at/lois-lammerhuber

Abschließend lädt Joschka Köck alle Teilnehmer*innen ein, sich an einem Workshop zum Thema Frieden mit Methoden des Theaters der Unterdrückten zu beteiligen.

Joschka Köck, aufgewachsen in München, hat in Wien Internationale Entwicklung studiert. Seit 2013 ist er aktiv im Verein „Theater der Unterdrückten Wien“, realisiert verschiedene politische Theaterprojekte und bietet weltweit Fortbildungen zum Theater der Unterdrückten an. Dabei liegt sein Hauptinteresse beim Community Organizing und aktivistischen Komponenten politischen Theaters. Er ist Doktorand in Politikwissenschaft mit partizipativer Aktionsforschung zu Theater der Unterdrückten in der ökologischen Krise und hat einen Lehrauftrag zum Theater der Unterdrückten an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt für Sozialarbeiter:innen. https://tdu- wien.at/joschka_04-bearbeitet-kopie-2/

ANMELDUNG

bei Birgit Dörfl, IÖK ioek.wirtschaftsgeschichte@univie.ac.at
Lehrer:innen für die Fortbildungsveranstaltung unter https://bildung.kphvie.ac.at/course/284351 – LV: 7320 000007
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: sabine.zelger@kphvie.ac.at

KOSTEN

■ KostenfürdiegesamteTagunginkl.Tagungsgebühr,2ÜbernachtungenundVerpflegung:200€ ■ Tagesgebühr: 20€
■ StudierendeundLehrer:innenderFortbildungbezahlenkeineGebühren.

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Details

Beginn:
28 November @ 19:00
Ende:
30 November @ 13:00