70 Jahre ÖKV

75 JAHRE ÖSTERREICHISCHE KULTURVEREINIGUNG 11 Bestätigung & Auftrag Es gibt auch Themen, die quasi „ewiggültig“ sind und immer wieder bearbei- tet werden können, ja sogar müssen. So verhielt es sich beispielsweise mit „In- dividuum und Gesellschaft“. Dieser 20. Kulturkongress bezog sich darauf, dass moderne Gesellschaften wachsender Individualisierung unterworfen sind und solidaritätsstiftende Gemeinschaften zunehmend schwinden. Damit wurde eine Bandbreite von Fragen bearbeitet, wie„Erhöht das die Chance auf Selbstfindung und Reflexion?“ bzw.„Bieten uns die zunehmenden Optionen mehr Freiheit und/ oder verlangen sie uns mehr an Eigenverantwortung ab?“ oder „Wie steht es um unsere Sozialisationsinstanzen – was können sie leisten, was müssen wir fordern bzw. einlösen?“ Eine Vielzahl von Perspektiven ergab sich aus unterschiedlichen wissenschaftlichen bzw. praxisbezogenen Zugängen. Mitunter überholt uns das Tagesgeschehen beinahe, wenn es um die Aktualität einer Fragestellung geht: Zwei Mal meinten wir schaudernd „So aktuell hatten wir nicht sein wollen!“ Einmal als beimThema„Political Correctness“ in der Nacht zwischen dem abendlichen Festvortrag und den einzelnen Panels des Kon- gresses dieWahl des US-Präsidenten geschlagen wurde. Und dann, als von Freiwilligkeit, Ehrenamt und bürgerschaft- lichem Engagement die Rede war, und COVID-19 die Bühne des Geschehens betrat. Auch künftig werden die Kongresse relevante Fragestellungen und/ oder aktuelle Themen aufgreifen und damit zu deren Wahrnehmung beitragen. So war zum Beispiel im November 2020 das Thema „An den Rändern, an den Gren- zen“ geplant, das sich den Phänomenen der Abgrenzung und des Übergangs multiperspektivisch widmet. Während der Kongress leider Corona bedingt abgesagt werden musste, ist der Kongressband dazu bereits in Vorbereitung. Wir sind zuversichtlich, weiterhin Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Domä- nen bzw. politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen zu finden, die ihr Wissen mit uns teilen und eine Verschriftlichung in einem Kongressband ermöglichen. Der Wieser-Verlag, der bereits weit mehr als 1000 Bücher verlegt hat, wird als Brückenbauer zwischen nationalen und ideologischen Gräben auch in Zukunft unser verlässlicher Partner auf Augenhöhe sein. Michael Dippelreiter Senatsvorstand der Österrei- chischen Kulturvereinigung

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