70 Jahre ÖKV

70 JAHRE ÖSTERREICHISCHE KULTURVEREINIGUNG 55 1945 war Boeckl Gründungsmitglied der ÖKV, von deren Gründer, dem früheren Unterrichtsminister Hans Pernter, er während des Ständestaates protegiert worden war. Seine Berufung zum neuen Rektor der Akademie der bil- denden Künste 1945 erfolgte durch „Ernst Fischer, der in der provisorischen Regierung kommunistischer Leiter des Staatsamts für Volksaufklärung, Unterricht, Erziehung und Kultusangelegenheiten war. Ihm galt Boeckl als ver- lässlicher Gewährsmann, als Proponent der Zukunft und erfahrener Mittelsmann zur Kunst- und Kulturpolitik vor 1938. Außerdem hatte Boeckl durch den ‚Abendakt‘, den alle Akademiestudierenden zu besuchen hatten, einen le- bendigen und unmittelbaren Kontakt zur ‚Jugend‘, der (...) Hoffnungsträgerin imWiederaufbau Österreichs“ 8 . Gemeinsam mit dem Sozialisten Fritz Wotruba, seinem damals noch engen Freund, den er aus dem Exil in der Schweiz nach Österreich zurückholen half, galt Boeckl als ‚Vaterfigur der Nachkriegskunst‘. „Beide waren nicht nur mit ihrer Kunst und als Lehrer wichtige Vorbilder, sondern saßen zumeist gemeinsam in fast allen wichtigen kunst- politischen Gremien der Zweiten Republik.“ 9 Ironie des Schicksals, dass Boeckl, der 1945 an der Akademie„endlich und zuerst mit dem geistigen Schutt der letzten Jahre auf- räumen“ wollte, und imGegensatz zu anderen Professoren dort nicht mit dem NS-Regime kollaboriert hatte, im Früh- jahr 1946 seines Amtes als Rektor enthoben wurde, weil er seine NSDAP-Mitgliedschaft nicht gemeldet und damit ge- gen die Registrierungspflicht verstoßen hatte. 1954 erhielt Boeckl erneut den österreichischen Staatspreis, diesmal für sein Lebenswerk, für 1962 bis 1964 wurde er wieder 8 ebda. 9 ebda. Quelle: ÖNB/Wien Bildarchiv und Grafiksammlung Quelle: ÖNB/Wien Bildarchiv und Grafiksammlung

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