70 Jahre ÖKV

70 JAHRE ÖSTERREICHISCHE KULTURVEREINIGUNG 33 der Gestalter des ‚Turm‘ auseinander. Das insgesamt posi- tive Gesamturteil kommt allerdings bereits im Titel des Es- says zum Ausdruck, einem Zitat von Ilse Aichinger, das sie in einem Gespräch mit dem Autor im Jahr 2007 gemacht hat und in dem sie sagte: „Wenn ich mich an den Turm er- innere, es war schon erlösend, dass es den gegeben hat.“ Klar positioniert - offen im Diskurs Mit dem Aufruf„Rettet das AntlitzWiens“ stellte die Redak- tion des ‚Turm‘ den Wiederaufbau des Stephansdoms ins Zentrum der ersten Ausgabe im August 1945. Rasch trat darin auch die Programmatik zu Tage, dass es nicht nur um eine Renovierung des Doms gehen sollte, sondern beim Wiederaufbau auch die vom „Krieg zerstörten Herzen der Menschen“ 5 erfasst werden müssten. Der Dom im Zent- rum wies aber auch auf das Bekenntnis der Herausgeber des ‚Turm‘ zum Christentum hin. Laut Englerth war der ka- tholische Standpunkt in den ‚Turm‘-Heften nicht zu über- sehen, allerdings wurde bei Bedarf auch gegen gewisse Ausprägungen deutlich Stellung bezogen. So wurde im ‚Turm‘ den Bestrebungen, den spanischen Diktator Franco als Förderer der Kultur und des Katholizismus zu sehen, eine deutliche Absage erteilt 6 . Trotz der klaren Positionierung in Bezug auf die„christlich- abendländischen“ Werte wird dem ‚Turm‘ in der wissen- schaftlichen Literatur attestiert, vor allem von der Sorge getragen worden zu sein, „Österreich könnte nach den Jahren des Nationalsozialismus künstlerisch in die endgül- tige Provinzialität absinken“, eine Gefahr, der man durch intensive Kontaktaufnahme zum Ausland, insbesondere 5 ebda. 6 ebda. „Rettet das Antlitz Wiens“ Mit dem Aufruf „Rettet das Antlitz Wiens“ stellte die Redaktion des‚Turm‘ denWieder- aufbau des Stephansdoms ins Zentrum der ersten Ausgabe im August 1945. Dieser und alle weiteren Scans in diesem Kapitel wurden den imÖKV Archiv gesammelten Ausga- ben des ‚Turm‘ entnommen, der im Verlag Adolf Holzhausens Nfg. / Wien erschienen ist.

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