70 Jahre ÖKV
70 JAHRE ÖSTERREICHISCHE KULTURVEREINIGUNG 11 antwortlichen der Vereinigung daran, das kulturelle Leben wortwörtlich aus dem Nichts heraus neu aufzubauen und zu gestalten. Unvergesslich die Schilderung der Umstände, unter denen die ersten Ausstellungen der Kulturvereinigung zu Stande kamen, in Seefehlners Erinnerungen: „(...) die Gestaltung der Ausstellungen war mit großen Schwierigkeiten ver- bunden; manmußte die Objekte buchstäblichmit eigenen Händen zusammentragen. Das war noch leicht bei Schiele, Klimt, Kokoschka, denn die Blätter lagen in der Albertina, waren während der Hitler-Zeit nicht gezeigt worden, und die Leitung der Albertina, deren Haus bombengeschädigt war, hatte nichts dagegen, daß die Kulturvereinigung als Aussteller in die Bresche sprang. Nicht besonders schwie- rig war es auch, im April l946 eine Boeckl-Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste zu zeigen, denn der Künstler lebte in Wien. Schwieriger aber wurde es bei den Ausstellungen alter Kunst, deren Objekte aus ganz Öster- reich kommen sollten. Leichtsinnig, wie wir in dieser Zeit alle waren - und ohne Leichtsinn wäre gar nichts zu errei- chen gewesen, er war sozusagen der Pate der kulturellen Aktivitäten -, arbeiteten wir ohne die heute unumgängli- chen Versicherungen. Anders wäre es gar nicht gegangen, denn erstens war kein Geld da und zweitens legten die Leihgeber erstaunlicherweise auch gar keinen Wert dar- auf. Die Äbte, aus deren Stiften die Objekte kamen, waren froh, daß ihre Kunstschätze Krieg, Enteignung und Plünde- rung überstanden hatten und daß nun jemand aus Wien sich um diese Schätze kümmerte und sie ausstellen wollte. So fuhren wir mit dem Auto meiner Freundin Annemarie Schlee von Kloster zu Kloster und brachten die Kunstwerke für unsere zwei großen, wirklich schönen und eindrucks- Quelle: ÖNB/Wien Bildarchiv und Grafiksammlung
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