70 Jahre ÖKV

70 JAHRE ÖSTERREICHISCHE KULTURVEREINIGUNG 9 Das alles geschah unter denkbar dürftigen materiellen Be- dingungen aber getragen von bester Aufbruchstimmung, größtem Optimismus und grenzenlosem Ideenreichtum. Keine schlechten Voraussetzungen also dafür, das kulturel- le Österreich neu zu denken. Chaos und Improvisation Wie chaotisch und improvisiert die ersten Aktivitäten da- mals abliefen, zeigt allein schon der beruflicheWerdegang Seefehlners in jenen Jahren. Während des Krieges hatte der Jurist bei AEG gearbeitet. Nach dem Krieg wurde er - als einer der wenigen Angestellten, die nicht Parteimit- glied gewesen waren - in den Vorstand des Unternehmens bestellt. Doch Seefehlner wollte aktiv am Wiederaufbau Österreichs mitarbeiten und meldete sich bei der eben ge- gründeten Österreichischen Volkspartei, bei Hans Pernter und Felix Hurdes, deren erstemGeneralsekretär und späte- rem Unterrichtsminister. Diesem sagte Seefehlner, dass er gerne im Auswärtigen Dienst oder im Kulturbereich tätig werden wollte. Für außenpolitische Aktivitäten gab es da- mals wenig Möglichkeiten und so konzentrierte sich See- fehlner auf die Kultur und kam in Gesprächen mit Pernter auf die Idee der Gründung der Kulturvereinigung, die im Juli 1945 erfolgte und deren Generalsekretär er wurde. Beinahe gleichzeitig machte ihm der damalige Staatsse- kretär im Unterrichtsministerium, der„Kommunist Ernst Fi- scher, denAntrag, insUnterrichtsministeriumeinzutreten.“ 4 Am 18. Juli 1945 wurde er unter Beibehaltung seiner Tä- tigkeit bei der Kulturvereinigung eingestellt und mit der Bearbeitung von Entnazifizierungsakten betraut. Seefehl- 4 Seefehlner, Egon (1983): Die Musik meines Lebens. Vom Rechtsprak- tikanten zum Opernchef in Berlin undWien. Wien, Paul Neff Egon Seefehlners Memoiren Die Musik meines Lebens In seinen Memoiren beschreibt Seefehlner Gründung und Anfänge der Österreichi- schen Kulturvereinigung anschaulich und detailliert. Egon Seefehlner: Die Musik meines Lebens. Vom Rechtspraktikanten zumOpernchef in Berlin und Wien. Wien, Paul Neff 1983

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