70 Jahre ÖKV
GEMEINSAM ZUKUNFT GESTALTEN 8 Und obwohl zunächst Pernter und nach dessen Tod See- fehlner gleichzeitig auch die ersten Kulturreferenten der eben gegründeten Österreichischen Volkspartei waren, sollte die Kulturvereinigung parteipolitisch unabhängig agieren und für alle offen sein. Noch 1993 betonte See- fehlner in einem Gespräch mit der heutigen Generalsekre- tärin der ÖKV, Felizitas Schreier, wie wichtig ihm das war: „Es sollte in der Kulturvereinigung alles möglich sein, nur keine Parteipolitik.“ 2 Damit traf er keinesfalls überall auf Zustimmung. So schil- dert er im Gespräch mit Schreier auch die Schwierigkeiten, die er hatte, als die ÖKV Werbeplakate für eine Picasso- Ausstellung affichieren und ein Sektionschef dies mit dem Argument untersagen wollte, dass Picasso Kommunist wäre. Seefehlner hielt dagegen: „Wir sind nicht dazu da, zu untersuchen, welcher politischen Partei Picasso angehört. Er ist einer der größten Künstler unserer Zeit und es ist un- sere Aufgabe, die Leute mit ihm in Kontakt zu bringen.“ 3 Das „In-Kontakt-bringen“ war in jenen Tagen nach dem Krieg das vordringlichste Ziel der Österreichischen Kul- turvereinigung. Kontakte knüpfen zu KünstlerInnen und WissenschafterInnen im Ausland, zu jenen, die noch im Exil lebten und erst langsam oder gar nicht zurückkehrten, zu allen jenen, die die Nazis verboten hatten. Neue Ideen und Strömungen sollten vorgestellt und bekannt gemacht werden, zu denen die Verbindung in den Jahren seit 1938 gewaltsam unterbunden worden war. 2 ÖKV Archiv: Gespräch Felizitas Schreier mit Hofrat Dr. Egon Seefehlner vom 16.12.1993 3 ebda. Die Vereinsstatuten der ÖKV (1948)
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